Die "Markus Festspiele" von Lochem |
Selten hatten wir uns so sehr auf eine Veranstaltung gefreut. Nach einer packenden und spektakulären RCTP Saison war man heiß auf das "Europees Treffen" bei unseren Freunden von der NMPO. Die RCTP Mitglieder machten sich Hoffnung auf einige Pokale. Leider war das Glück an diesem Samstag nicht immer auf der Seite der deutschen Teams.
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Reise und Vorabend:
Am Freitag, also einen Tag vor der Veranstaltung trudelten bereits die ersten Nordlichter in Barchem (Provinz Gelderland) ein. Anstatt an den Nägeln zu kauen, wurden in gemütlicher Runde einige Bierchen getrunken. Auch Edwin Oltvoord schaute vorbei. Für manche wurde die Nacht auch etwas länger, so dass in Ausnahmefällen schon mal das Hotelsofa als Bettalternative gewählt wurde. Mehr oder weniger munter trafen sich die zahlreichen Teams am Samstagvormittag auf dem Hof Esselink. Man betrat also eine alterwürdige Stätte des europäischen Tractorpullingsports. Hofherr Gerrit Esselink ist Chef des Hurricane - Pullingteams. Dem zweiterfolgreichsten Super Stock Team aller Zeiten in Europa. Esselink gewann in den 80er und 90er Jahren zahlreiche Titel mit einem Ford - Diesel und fährt heute einen Fendt Alkyburner mit über 3500 PS. Auf seinem Gelände findet außerdem einmal jährlich eine berühmte Tractorpulling Abendveranstaltung statt. Das Organisationsteam rund um Paul Zoerink hatte sich viel Mühe bei der Organisation gegeben. Die Halle war zum Bersten gefüllt, die Ergebnisse wurden live mit einem Beamer an die Wand projeziert und auch für Fast Food war gesorgt.
3,5 kg Freie Klasse:
Mit großen Hoffnungen und vielen Assen im Ärmel gingen die deutschen Teams in eine der offensten Klassen dieser Veranstaltung. Achim und Vasco, ich nenne die beiden der Einfachheit halber "Crazy Destroyers", hatten gleich drei Fahrzeuge am Start und diese extra für diese Veranstaltung neu aufgebaut oder stark verändert. Der neue Predator von Vasco machte eine ordentliche Premiere. Der 15ccm Zweitaktmotor soll noch deutlich stärker sein als der OS 91 VR-DF (Jolly Jumper). Über Winter soll noch der Vergaser ausgetauscht werden, der in Lochem eine bessere Platzierung verhinderte. Ansonsten gab es ordentlich Favoritensterben. Fremas Toy, die Doppelturbine, ging gleich am Start in Flammen auf, Titelverteidiger Blazing Bison lief nicht richtig und 2008 Sieger Blue Diamond wollte nicht in der Bahn bleiben. Hinzu kam eine ohnehin recht schwere Bremswageneinstellung. Bei den deutschen Teams lief so ziemlich alles schief. Red Korsar wurde von Sven Sendel nun mit einer Untersetzung bestückt und wurde hoch gehandelt. Leider hielt das Getriebe nicht. Der Hulk passt jetzt zwar in die 3,5kg, hatte aber in Lochem mit Abstimmungsproblemen zu kämpfen. Den Vogel schoss allerdings Michael Bonnes ab. Sein Le Choiffeur schien als einer der Wenigen mit der griffigen Bahn zurechtzukommen und war auch sehr flott unterwegs.... bis er an einem Pfeiler zerschellte... Ergebnis war ein kompletter Rahmendurchbruch. Jolly Jumper schaffte als einziges deutsches Fahrzeug den Full Pull im ersten Durchlauf. Die RCTP Flaggschiffe "Erlkönig" und "Destroyer" folgten im zweiten Anlauf. Drei Holländer und drei Deutsche im Stechen ... da sollten doch eigentlich Pokale drin sein. "Heartbeat", "Popeye" und "Rebel" legte solide Pulls auf die Bahn, die es anschließend von den deutschen zu schlagen galt. Jolly Jumper und Elkönig tanzten auf der Hinterachse und mussten die Pulls abbrechen und Destroyer ... war die reinste Katastrophe. Beim Starvorgang kam ein Helfer versehentlich gegen die Vergaserkappe des Mokimotors. Dadurch lief der Motor unrund und ein Start war nicht möglich. Erst während der Siegerehrung, bei der verdient drei Holländer auf der Treppe standen bemerkte Achim den Defekt. Gerco Fink siegte mit dem besten Gesamtkonzept und war sehr überrascht. Er galt zwar als haushoher Favorit für die anderen Freien Klassen hatte sich mit dem "Rebel" nach einer durchwachsenen Saison kaum Hoffnungen gemacht. Eine echte Überraschung war der "Heartbeat" vom alten Hasen Wim Markus. Das Modell hat einen heißgemachten 18ccm Zweitaktmotor und überzeugte durch perfekten Geradeauslauf. Nicht ohne Grund wurde dieses Modell Holländischer Meister.
Abschneiden der RCTP - Teams | ||
1. Rebel (NL) | ||
2. Heart Beat (NL) | ||
3. Micropopeye (NL) | ||
4. Erlkönig | ||
5. Jolly Jumper | ||
6. Destoyer | ||
9. Predator | ||
11. Tier | ||
13. Red Korsar | ||
15. Hulk | ||
16. Le Choiffeur |
Super
Stock 3500:
Das Teilnehmerfeld war bestens besetzt und einige holländische Fahrer erzählten mir im Vorfeld, dass sie die deutschen Teams als Favoriten sehen. Gerade die neuen Mokimodelle scharrten mit den Hufen. Doch schon wieder kam es anders als gedacht. Die Bahn lieferte mächtig Traktion und der Bremswagen war schwer. Keinen einzigen Full Pull gab es zu verbuchen. Bernd Wieschermann war nicht nach Lochem gereist, so dass sein Bruder das Steuer in die Hand nahm. Ebenfalls ein neuer Fahrer war Wolfgang Schüring mit dem Dirty Deere. Wolfgang zeigte mal direkt wo der Vergaser geöffnet wird und schaffte es den Dirty Deere kurz nach dem Start in eindrucksvoller Weise auf die Seite zu legen. Die anderen Mokis Incredible Invader und Supernatural konnte auch nur einen Bruchteil Ihrer Leistung abrufen und blieben hinter den Holländern zurück. Mit knapp meine ich im Fall von Patrick Siemsen ganze 3cm, die ihm zum Treppchen fehlten. Die Viertakter liefen ordentlich, waren aber zu harmlos. Am Ende war der Sieger Heart of the Eagle gefolgt von Maximum Risk. Also das gleiche Ergebnis wie auf der Tractorpulling Europameisterschaft 2004, nur halt im Maßstab 1:10. Marien Markus feierte damit seinen ersten Titel des Tages und gewann knapp vor seinem Sohn Jaco. Heart of the Eagle hatte im Vorfeld keiner auf der Rechnung gehabt...
Two Wheel Drive:
Die Two Wheel Drive sind durch die starken Modelle mit CMB Motor eine klar holländische Angelegenheit. Alle vier Modelle schafften problemlos den Full Pull. Im Stechen deklassierte Jeroem Oltvoord als letzter Starter die Konkurrenz. Der Italian Job wäre noch gefühlte 10 Meter weiter gefahren, als Jeroen vom Gas ging. Die letzten beiden Jahre war dieses Modell auf dem Final Pull vom Pech verfolgt. Auf heimischem Boden reichte es zum Titel. Sehr beeindruckend war die Vorstellung von Dylan Klein-Braskamp, einem jungen holländischen Nachwuchsfahrer. Dylan hielt seinen Killerbee nervenstark zwischen den Linien. Mit Abstand bester Deutscher wurde Christian Schäpers aber auch Sven Sendel durfte zufrieden sein. Little Pam blieb nur knapp hinter dem erfahrenen Pathfinder.
Abschneiden der RCTP - Teams | ||
1. Italian Job (NL) | ||
2. Olijfje (NL) | ||
3. Killerbee (NL) | ||
5. Jackass | ||
6. Pathfinder | ||
7. Little Pam |
3kg
Instapklasse:
Unter diesem Titel durften drei deutsche Fahrzeuge diese Klasse präsentieren. Eine limitierte Freie Klasse gibt es in Holland bisher nicht. Der Stadionsprecher ließ keine Gelegenheit aus diese Klasse zu loben und in Holland populär zu machen. Sieger wurde Christoph Krapp, der sich erst wenige Tage vorher zum Start überreden ließ. Just Invader ließ seinen Sirio Motor mächtig kreischen und Beaker fuhr zweimal aus der Bahn.
Freie Klasse 4,5 kg
Mit rekordverdächtigen 26 Starten war diese Klasse mehr als gut besetzt. Leider hatte dieses große Starterfeld auch seine Schattenseiten. Die Klasse zog sich ziemlich in die Länge und so mancher Fahrer bekam in den Abendstunden von Lochem ordentlich Hunger auf das bereits bestellte chinesische Büffet. Wie schon in den anderen Klassen blieben einige Favoriten auf der Strecke. "Child's Play" hatte zunächst technische Probleme und fuhr im zweiten Lauf mit vollem Schwung in die Zuschauertribüne. Bei dem Crash verzog sich der liebevoll gefertigte Rahmen. Neu dabei war "Wild Boy". Es handelte sich dabei um den ehemaligen "Bruller Junior" aus Belgien. Unter dem neuen Besitzer soll das Fahzeug langsam Anschluss an die Spitze finden. Topfavorit Cool Running schaffte es partout nicht den Bremswagen über die 15 Meter Distanz zu ziehen. Apropos 15 Meter. Jolly Jumper war solch lange Bahnen aus Deutschland nicht gewohnt. Nach einer intensiven Warmlaufphase war nach knapp 12 Metern auf der Bahn der Tank alle! Es passte irgendwie zum Tag. Joachim revanchierte sich für die Schmach aus der 3,5er und wurde zumindest bester Deutscher. Christian Schäpers hatte extra für diesen Tag vier neue Motoren auf den "Seaside Affair" gebaut. Christian meinte jedoch schon vor der Klasse, dass er mit den Bedingungen der Halle nicht zurechtkäme. Am Ende kam noch ein Zahnraddefekt hinzu. Das Team Kompressor und Andre Gerritzen hatten große Probleme mit der Bahn und blieben hinter den Erwartungen zurück. Neben all den Problemen, gab es auch drei Fahrzeuge, die völlig problemlos in hoher Geschwindigkeit über die Ziellinie flogen: das Hightechfahrzeug "Flying Eagle", der Newcomer "Rijn Fire" mit gleicher Motorisierung und das das schreiende Ungeheuer "Micropopeye". "Rijn Fire" hatte bereits in Dülmen gezeigt, das mit ihm zu rechnen ist. Doch Fahrer A.J. sagte vor dem Pull Off: "An Flying Eagle komm ich heute nicht heran". Er sollte Recht behalten. Der Flying Eagle war optimal eingestellt und zeigte beim warmlaufen aus beiden Auspuffen das charakteristische Knallen dieser 20ccm Motoren. Fahrer Jaco Markus holte sich nach dem zweiten Platz bei den Super Stocks nun den wohl begehrtesten Titel des Tages.
Pro Stock 3,5 kg:
Es war nicht der Glückstag von Michael Bonnes. Nachdem Rahmenbruch in der Freien Klasse lief der "Neighbours Nightmare" in der Pro Stock Demoklasse deutlich schlechter als man es von Ihm kennt. In Bestform präsentierte sich hingegen Christian Broksch mit dem "Best Solution". Der einzige Elektro der Veranstaltung bekam eine Menge Beifall von den holländischen Zuschauern. Nach dem Titel in der RCTP Meisterschaft durfte Vasco Rudolph auch in Lochem den größten Pokal mit nach Hause nehmen.
Minipuller 1,5 kg
Aus Zeitgründen wurde die Minipullerdemo kurz gehalten. Der neue "Gompie" durfte einmal öffentlichkeitswirksam über die Bahn fliegen. Unter dem Gejohle der holländischen Zuschauer krachte das Modell in einen Blumenkübel.
Superstock 4,5 kg
Im Vergleich zur leichten Super Stock war dies eine völlig verkehrte Welt. Die Sieger der 3,5er fanden sich im Mittelfeld wieder und die Zweitaktpuller dominierten. Zunächst hielt nur Johannes Jansen mit dem "Bambikiller", "Incredible Invader", die Fahne hoch und schafften den Full Pull. Im zweiten Versuch behielt Patrick Siemsen die Nerven und folgte ins Stechen. Zu den beiden roten Mokis gesellten sich vier Holländer. Einer von Ihnen war Jeroen Oltvoord mit dem "Hurricane". Wie bereits oben erwähnt ist Hurricane der Kulttraktor der Gemeinde Lochem und absoluter Publikumsliebling. Der Full Pull des Ford heizte die Menge richtig auf. Johannes schlug sich gut und lag kurz vor dem Ende des Stechens auf Rang drei. Nun war die Stunde des RCTP Champions Patrick Siemsen gekommen. Als das Modell 3 Meter vor der Konkurrenz zum Stehen kam, ragte eine Faust in die Luft. 1. Platz für das Team aus Bad Bramstedt, der Titel war im Sack!
Abschneiden der RCTP - Teams | ||
1. Supernatural | ||
2. Hurricane (NL) | ||
3. Wimpy (NL) | ||
4. Incredible Invader | ||
9. Dirty Deere | ||
10. Slowride | ||
11. Taking Care of Business | ||
12. Green Streak | ||
13. Europeam Maid |
Freie Klasse 5,5 kg:
Nach einem ausgiebigen chinesischen Abendessen folgte als krönender Abschluss die schwerste aller Klassen. Im Fahrerlager bildete sich eine Menschentraube um ein neues Fahrzeug. Johannes Jansen hatte es trotz seiner Knieverletzung tatsächlich geschafft den ersten Doppelmoki bis zu diesem Tag fertig zu bauen. Der Schrauber des Jahres trägt seitdem den Beinahmen "Meniskus-Man". Schon beim Warmlaufen zog der "Another Invader" alle Blicke auf sich. Der Sound war wirklich etwas neues, etwas ganz besonderes. Auf der Bahn passierte etwas, womit vorher kaum jemand gerechnet hatte... Das Modell lief und ging noch nichteinmal kaputt. Beide Mokis kamen synchron auf Drehzahl und scheuchten den Tractor über die Bahn und leider auch deren Seitenlinien. Über Winter müssen noch Kleinigkeiten verbessert werden aber "Meniskus-Man" war mit der Premiere sehr zufrieden. Unterstützt wurde Johannes nur von Sven Sendel, dessen "Blue Pirate" ebenfalls mit Kinderkrankheiten zu kämpfen hat. Das Team Kompressor und Christian Schäpers hatten sich bereits dem gemütlichen Teil des Abends gewidmet. Gerco Fink wurde in Holland dermaßen souverän Meister und gewann jeden Lauf, auf dem er gefahren ist. Ausgerechnet jetzt auf internationalem Parkett versagte ein Motor seinen Dienst. Infolgedessen kam es zu einem Zweikampf um den Titel. Knorretje von Frank Gijsen zeigte mit seinem Sternmotor eine beeindruckende Vorstellung und musste sich nur knapp dem Mann des Tages geschlagen geben. Jaco Markus holte sich auch in der Königsklasse den Titel und siegte mit dem dreimotorigen "The Flying Eagle"
Abschneiden der RCTP - Teams | ||
1. Flying Eagle (NL) | ||
2. Knorretje (NL) | ||
3. Cool Running (NL) | ||
4. Another Invader | ||
7. Blue Pirate |
Zum Schluss:
Danken wir unseren Freunden von der NMPO für die Einladung zu dieser Veranstaltung!!! Es war wie immer schön international zu fachsimpeln und sich auf der Bahn auszutoben. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen in 2011.
Fotos: NMPO
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